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Techno-City. Leben und Wissenschaft in West-Berlin


Zusammen mit Arianna Borrelli (TU Berlin) und Mathias Grote (HU Berlin) ist Max verwickelt in ein kleines joint-venture anlĂ€sslich des „Vierten Forums Geschichte der Lebenswissenschaften“ am 11./12. September in Bochum. Es knĂŒpft ein bisschen an die Themen an, die uns schon in Wissen, ca. 1980 umgetrieben haben. Hier unser blurb:

Zwischen ca. 1960-1990 produzierte und beherbergte das Umfeld (insbesondere) der Technischen UniversitĂ€t Berlin eine Vielzahl von Forschungsthemen, Akteurskoalitionen und -konstellationen, die nach heutigen MaßstĂ€ben bunt und unkonventionell erscheinen. War es beispielsweise Ingenieurwissenschaft, Bastelei, Pop-Science oder Biotechnologie, wenn der Bioniker Ingo Rechenberg den Vogelflug bzw. „TragflĂ€chendesign“ studierte, die Produktion von Bioenergie auf HochhausdĂ€chern erprobte oder im Sender Freien Berlin eine Auto-Focus-Linse nach dem Vorbild des Auges demonstrierte? Wieso konnten mikroskopisch kleine Algen den Architekten Frei Otto und den Biologen Johann Gerhard Helmcke zur experimentellen Suche nach den gemeinsamen Prinzipien der Formentstehung in Natur und Technik bewegen? Wie liess sich die Berliner „Luftsituation“ verbessern, wenn selbst die „popeligste Messapparatur einen heiden [sic] Geld“ kostete? War es nun an der Zeit, einen „Industriewanderpfad“ anzulegen (insofern der grosse Klang – AEG, Telefunken, Siemens, Borsig usw. – so langsam dahinschmolz)? Und was – auch Alternativprojekte mussten (wohl oder ĂŒbel) „mit der Elektronik leben“ – war eigentlich davon zu halten, als Ende der 1970er Jahre die taz einen Computer anschaffte?

1983: Spazierwege zu Industrie und Technik

Diese und viele weitere Projekte, interdisziplinĂ€re Unternehmungen und temporĂ€re Initiativen – darunter der sogenannte „Wissenschaftsladen Berlin“ (WILAB), die ProjektrĂ€ume am Mehringhof, das Museum fĂŒr Technik und Verkehr und das „BIG“ (Berliner Innovations- und GrĂŒnderzentrum) – sind Gegenstand dieser PrĂ€sentation. Sie unterlaufen disziplinĂ€re Grenzziehungen zwischen Lebenswissenschaften, exakten Naturwissenschaften und Ingenieurswesen, zwischen Architektur, Kunst und Öffentlichkeitsarbeit, zwischen „alternativen“ und „unternehmerischen“ Modi der Wissensproduktion. Und sie erlauben damit, gegenwĂ€rtige Vorstellungen von InterdisziplinaritĂ€t zu hinterfragen, ebenso wie sie globale wissenschaftliche, politische und kulturelle Entwicklungen in einem kleinteiligen urbanen und universitĂ€ren Milieu spiegeln.

1977: Stattbuch Berlin

Unsere PrĂ€sentation versteht sich mithin nicht nur als Untersuchung lebenswissenschaftlich geprĂ€gter Forschung, sondern – im Sinne einer Ökologie – als deren Verortung und Vernetzung in einer von Strukturwandel und Alternativkultur geprĂ€gten Stadt. Unsere gemeinsame PrĂ€sentation wird Parallelen, Überschneidungen, Synergien und Differenzen zwischen den Einzelthemen der Vortragenden sowie weiterer Wissenschafts- und Technikforscher nachgehen. Zielsetzung ist eine erste Kartierung jener „Wissenschaftsstadt“ Berlin, ca. 1960-1990, in Form eines Netzwerks von Akteuren, AktivitĂ€ten und Orten. Nicht zuletzt möchten wir mit dieser Exploration Naturwissenschaft und Technologie auf der entstehenden Landkarte einer Wissensgeschichte Berlins zu Zeiten der Mauer positionieren.

1983: “Entrepreneurs auf dem Sprung”