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Artificial Intelligence


Am Freitag lud das Projekt KIM (Künstliche Intelligenz und Medienphilosophie) zu einem informellen Workshop am Zentrum für Medienwissenschaften in Potsdam. Die Veranstaltung drehte sich entsprechend um das Thema »KI«, ganz puls-an-der-zeit-mässig. Und Max durfte ein paar Thesen zur Geschichte derselben zum Besten geben, speziell zur »New AI« — als (grob gesagt) Produkt und ideologisches Projekt der 1980er Jahre.

Wissen ist Macht, Capital. Das deutsche Wirtschaftsmagazin 5/1982

Konkret ging es um die Kontroverse — den »holy war« (in den Worten Andy Clarks) —, die/der damals zwischen Vertretern jener (eben) »neuen« KI und den Verfechtern der fortan so firmierenden »good old fashioned AI« (GOFAI) entflammte. Beziehungsweise ging es um den Versuch, diese auf den ersten Blick etwas akademisch daherkommende Auseinandersetzung — Konnektionismus vs. Kognitivismus/Rationalismus — ein bisschen zu erden: irgendwo zwischen den techno-nationalistischen IT-Großprojekten der Zeit, der Strategic Defense Initiative (SDI), ALVEY, dem »Fifth Generation« Projekt und dem European Strategic Program on Research in Information Technology (ESPRIT); den (intellektuellen) Widerständen, die sich um diese herum kristallisierten; sowie dem, was Frieder Nake seinerzeit als »epochale[n] Angriff auf [die] jetzt noch lebendige geistige Arbeit« identifizierte, nämlich die »Rationalisierung« (von Arbeit) im Zeichen »post-industrieller« Zukünfte … was entsprechende Rückzugsgefechte in punkto eigentliche Natur jener lebendigen »Intelligenz« nach sich zog. Als Kern dieser eigentlichen Natur, und als (konnte man damals noch glauben) »important barrier to total automation«, entpuppten sich nun bestimmte »everyday practical actions«, die sich ins Bild der »klassischen« Kognitionswissenschaften also nicht mehr so ganz fügen wollten/sollten: sehen, hören, sich bewegen, nach den Dingen greifen … (Weil sich die KI-Geschichtsschreibung in einem einigermassen desolaten Zustand befindet, sollte man dem hinzufügen, wäre das jedenfalls mal eine Art Arbeitshypothese).

Massiv-parallel: Zauberwort der New AI

Weitere (und sehr interessante) inputs gab’s u.a. von Xiaochang Li (MPIWG/Stanford) zur (quasi) Vorgeschichte von Cambridge Analytica bzw. dem Treiben von Robert Mercer einst bei IBM; von Vladan Joler (Novi Sad) zu den »supply chains« von amazon echo dot (derzeit zu sehen bei uncanny values); von Adam Harvey (Berlin/KIM) zum Shady Business von Facial Recognition Training-Sets; von Maya Indira Ganesh (Leuphana/KIM) zur Automation von »Ethik« (von Autos); und von Ariana Dongus (KIM) zur Mobilisierung (sozusagen) von Geflüchteten als Click Labour Force.

Good Old Fashioned AI, 1979